Traumapädagogik

Um ein wenig eine Vorstellung zu geben, was Traumapädagogik ist, zitiere ich aus dem Abschlusskolloquium meiner Weiterbildung zum Traumapädagogen.

 

Koffer für traumatisierte Kinder im Alter von 3-12 Jahren

 

...der Mensch spielt nur, wo er in voller Bedeutung des Wortes Mensch ist, und er ist nur da ganz Mensch, wo er spielt.“                                         Friedrich Schiller

Sind in der Traumapädagogik in den ersten drei Lebensjahren Erstarren und Dissoziation vorrangig, so kommen in den folgenden Lebensjahren, in denen das Kind im „Spielalter“ ist, die Themen Flucht, Kampf und Täuschen hinzu. Wir bieten nun Hilfe, die so wichtige Fähigkeit der „Affektregulation“ zu entwickeln.

Der Inhalt meines Koffers

Singen, Tanzen und Musizieren sind große Helfer bei der Angstbewältigung. Ich packe in meinen Koffer eine Auswahl von Liedern und kleinen Musikinstrumenten: Eine Mundharmonika, Klanghölzer, kleine Trommeln, Rasseln und Glöckchen.

Materialien, wie z.B. Decken, um einen „Sicheren Ort“ zu bauen, passen wohl nicht in den Koffer, aber weiche Bälle, die im „WUT-Raum“ gegen die Wand geworfen werden, passen hinein.

Anhand einer russischen Matruschkapuppe kann ich dem Kind verbildlichen, was mit ihm los ist, wenn die kleinste Puppe in der großen so rappelt (Psychoedukation). Mit Papier, Buntstiften und Bastelutensilien können wir gemeinsam z.B. ein „Stressometer" oder ein „Launometer" bauen.

Eine wichtige Aufgabe ist es, Schuldgefühle und Scham zu nehmen. Hierbei ist das Vorlesen ein bevorzugtes Medium. Da packe ich die Märchen der Gebrüder Grimm in den Koffer. Weitere Bücher kommen hinzu: Astrid Lindgren nimmt in jedem ihrer Bücher ein bestimmtes Kindheitstrauma unter die Lupe. In dem Buch „Kotzmotz der Zauberer“ von Brigitte Werner verwandelt das unschuldige, arglose, naive Häschen den wütend tobenden Zauberer allmählich in ein liebevoll empathisches, mildes Wesen und lernt selbst, mutiger und entschlossener zu werden.

Nicht nur beim Vorlesen ist die Imagination eine wunderbar heilende Kraft. Wir finden in meinem Koffer auch Anregungen zu Imaginationen wie: Wohlfühlort, innere Helfer, innere Bühne, Tresor, innerer Beobachter. Das sind alles Übungen, die die Resilienz stärken.

Um Ressourcen zu entdecken und zu stärken, kommen wir zum Spielen. Für „wunscherfüllende Rollenspiele“ brauchen wir einen Extrakoffer: den Kostüme-Koffer. Auf der Ebene der zweiten Realität, der des Spiels, können wir uns weit vorwagen, weil durch die Spielebene immer eine Möglichkeit zur Distanzierung von der eigenen Betroffenheit besteht. Ich packe in meinen Koffer: Fingerpüppchen, die „Remscheider Spielekartei“, Improvisationskärtchen. Und dann noch die „Ressourcenwabe“. Nach mehr oder weniger intensiver Rollenspielzeit darf das Kind neuentdeckte Fähigkeiten in seine „Ressourcenwabe“ malen oder eintragen.

Für die „sensorische Integration“ packe ich z.B. Centershocks (Geschmack), ein russisches Nageltuch und einen Kopfkrauler und Bienenwachs (Tasten), eine Klangschale (Hören) etc. in meinen Koffer.

Um die interoceptiven Empfindungen zu stärken, ergänze ich noch mit einer Sammlung von Bewegungsspielen, die das Gehirn bilateral anregen. Das betrifft die kinästhetischen (Muskelspannung), propriozeptiven (Gelenke, Lage im Raum), vestibulären (Innenohr, Gleichgewicht) und viszeralen (innere Organe) Rezeptoren.

Abschluss

Nun wollen wir den Koffer schließen und mit seinem Inhalt helfen, die vernachlässigten Hirnareale Hippocampus und präfrontalen Cortex zu stärken und die überproportionierte Amygdala herunterzufahren. Man sollte meinen, dieser Koffer ist zu groß und zu schwer. Aber es muss ja nicht alles gleichzeitig drin sein. Der Koffer selbst sei ein Spiel: Dinge raus, Dinge rein. Kinder werden mich inspirieren, Dinge hineinzutun; Erfahrung wird mich lehren, andere zu verwerfen. Der Koffer wird nie fertig sein, alles soll im Fluss bleiben, ein Spiel eben. Denn der Mensch "ist nur da ganz Mensch, wo er spielt". 

 

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